Agri-PV im Beerenanbau

23.07.2024

«Die Energiewende mitentwickeln», möchte Biobauer Heinz Schmid. In Aesch LU produziert er auf rund 72 Aren Himbeeren unter Solarmodulen. Diese Produktionsform auf andere Kulturen zu übertragen ist aber nicht ganz einfach.

An einem Infoanlass berichtet Heinz Schmid zusammen mit Vertretern der Anlagebauer Insolight und Megasol von ersten Erfahrungen. Begleitet wird das Forschungsprojekt von der Forschungsanstalt Agroscope und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL. Drei verschiedene Anlagetypen werden verglichen: Die selbstgebaute Anlage von Heinz Schmid mit einer installierten Leistung von 130 kWp auf 26 Aren; die Anlage der Firma Insolight mit einer installierten Leistung von 160 kWp auf 26 Aren und die Anlage der Firma Megasol mit einer installierten Leistung von 320 kWp auf 20 Aren.

Kombinierte Strom- und Beerenproduktion
Die Anlage der Firma Insolight erinnert optisch entfernt an ein Gewächshaus. Wie in Gewächshäusern lässt sich der Energieschirm (ein reflektierendes Gewebe), welcher zwischen Himbeeren und den semitransparenten PV-Modulen montiert ist, öffnen und schliessen. Dies erfolgt automatisch, wenn die Himbeeren unter «Hitzestress» leiden, wodurch wiederum mehr Sonneneinstrahlung für die Stromproduktion zur Verfügung steht. Betritt man die Anlage, sind die tieferen Temperaturen durch die Beschattung spürbar, was das Arbeiten an heissen Tagen darin angenehmer macht. Bei der Anlage der Firma Megasol werden bewegliche Module verwendet, die sich je nach Sonnenbedarf der Himbeeren ausrichten.

Himbeeren sind prädestiniert
Zu Auswirkungen auf den Ertrag können noch keine gesicherten Aussagen gemacht werden. In Conthey führte Insolight mit Agroscope während drei Jahren Vergleichsversuche unter verschiedenen Anbaubedingungen durch. In den Ergebnissen zeigt sich, der Ertrag schwankt von Jahr zu Jahr und auch je nach Sorte. Das Fruchtgewicht war häufig höher unter der Solaranlage. Die Himbeere erweist sich als ideal für diese kombinierte Produktion, da sie ursprünglich eine Waldpionierpflanze ist. Für Stein- oder Kernobst existieren noch keine Erfahrungen. Bei Aronia- und Heidelbeeren gäbe es vielversprechende Forschungsergebnisse. Beim Versuch mit Erdbeeren in der Pilotanlage von Agroscope in Conthey, wiesen die Beeren im Frühling hingegen einen tieferen Zuckergehalt auf. Verfrühen sei in Kombination mit Solarproduktion kaum möglich.

Bewilligung als Witterungsschutz
Im Kanton Aargau sind Agri-PV-Anlagen auf Spezialkulturen grundsätzlich bewilligungsfähig, wenn die Anlage den Witterungsschutz ersetzt. Die Produktion muss gegenüber dem ungeschützten Anbau klare Vorteile aufweisen. Ansonsten ist eine Bewilligung nur im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt möglich. Neben dem Bewilligungsverfahren sind auch Investitionskosten grössere Hürden, denn die Installation einer Agri-PV-Anlage ist aufwändig und kostet mehr als die einer herkömmlichen Dachanlage. Hinzu kommen Kosten für den Netzausbau. Ob eine Anlage wirtschaftlich ist, hängt von verschiedenen Faktoren, wie Standort, Anlagegrösse oder auch der angebauten Kultur ab. Anlagen wie die von Heinz Schmid werden daher wichtige Erkenntnisse für den Agri-PV-Anbau liefern.

Priska Stierli
Fachmitarbeiterin Energie & Klima