Ammoniakemissionen schränken Bauen weiter ein

30.11.2018

Tierhalter mit neuen Tierhaltungsanlagen in der Nähe des Waldes müssen neu nachweisen, dass die Ammoniakemissionen den Wald nicht beeinträchtigen. Dies gilt auch für Naturschutzgebiete. Diese Berechnungen müssen bei gewissen Baugesuchen miteingereicht werden. Der BVA hilft bei den Berechnungen und wird sich für eine massvolle Umsetzung stark machen.

Dass die Landwirtschaft Ammoniakemissionen verursacht, ist logisch und bekannt. Um die Einträge in Ökosysteme wie beispielweise Wald oder Naturschutzgebiete zu vermindern, dürfen Erweiterungen von bestehenden  Ställen oder Neubauten nicht mehr einfach so erstellt werden. Es wird eine Berechnung der Emissionen verlangt, welche mittels eines Programms namens Agrammon berechnet werden kann. Ergibt diese einen zu hohen Eintrag in das Ökosystem wird der Bau, wenn überhaupt, nur mit zusätzlichen Auflagen bewilligt. Die konkrete Umsetzung dieser neuen Abstandsvorschriften ist jedoch noch Gegenstand von Diskussionen. Der BVA wird den Eindruck nicht los, dass hier voreilig irgendetwas verlangt wird.

Massnahmen mit Interpretationsspielraum
Bekannt ist auch, dass  Ökosysteme empfindlich auf den Eintrag von Ammoniak reagieren. Die Grenzwerte, welche man nun einhalten muss, werden als Critical Loads, beziehungsweise Critical Levels, bezeichnet. Je grösser ein Betrieb ist und je näher dieser am Ökosystem liegt, desto höher ist demzufolge auch die Belastung. Die Emissionen werden nicht nur vom Neubau, sondern von allen an diesem Standort vorhandenen Gebäude und Lager berechnet. Werden die Emissionswerte, respektive die Distanz zum Ökosystem nicht eingehalten, müssen die Massnahmen: «Baulicher Umweltschutz in der Landwirtschaft» des BAFU umgesetzt werden, welche aus Sicht des BVA noch sehr viel Interpretationsspielraum zulassen. Es sind dies im Rindviehbereich:

  • Reduktion der verschmutzbaren Flächen durch Funktionsbereiche
  • Lauffläche mit Quergefälle und Harnsammelrinne
  • Oberflächen für raschen Abfluss und Elemente zum raschen Ableiten von Harn auf Laufhöfen
  • Niedrige Temperaturen: Wärmegedämmte Dächer, Dachbegrünung, Berieselungssysteme auf Dachoberfläche, Hellere Dach- und Fassadenfarben
  • Beschattung und Windschutz Laufhof
  • Niedrige Luftgeschwindigkeit über verschmutzten Flächen
  • Bedarfsgerechte Fütterung zur Reduktion von Proteinüberschüssen

Bauen möglich aber nur unter Auflagen
Ob ein Bau aufgrund der Ammoniakemissionen effektiv abgelehnt werden könnte, ist aus Sicht des BVA noch nicht geklärt. Die Landwirtschaft wird sich weiter um Reduktionen der Emissionen bemühen, braucht aber auch das Wissen, was genau etwas bewirkt. Ansonsten lautet das nüchterne Verdikt „Ausser Spesen nichts gewesen!“ Aktuell sammelt der BVA Erfahrungen mit den Emissionsberechnungen und bietet diese neu auch als Dienstleistung an. Der BVA bemüht sich aktuell aber vor allem um einen praxistauglichen Vollzug, denn hier ist noch vieles unklar. Was klar ist, ist die Tatsache, dass dies neue Vorgaben sind, die das Bauen weiter einschränken und verteuern. Wenn dies der Umwelt etwas nützt, dann ist es wohl nötig, wenn nicht, sollte man die Forschung beauftragen gesicherte Resultate zu liefern.

Ralf Bucher
Geschäftsführer