Auenschutzgebiet bei Rietheim nicht erweitern

13.09.2022

Der Kanton Aargau plant, den bestehenden Auenschutzpark um weitere 10 ha auszubauen. Davon betroffen sind beste Fruchtfolgeflächen. Der Bauernverband Aargau wehrt sich dagegen. Zuerst sollen die bestehenden Auengebiete richtig unterhalten werden, bevor neue entstehen.

Muri. Das Auengebiet mit der Lokalbezeichnung «Grien» am Chly Rhy bei Rietheim (Gemeinde Zurzach) wurde im Hinblick auf eine spätere Realisierung des Auenschutzparks Aargau als Zwischenergebnis in den Richtplan aufgenommen. Damit der Auenschutzpark im Gebiet «Grien» erweitert und die Auenrenaturierung realisiert werden kann, muss vorgängig das Auengebiet «Grien» im Richtplan festgesetzt werden. Dagegen wehrt sich nun der BVA, denn die Erweiterung würde auf rund 10 ha bestem Ackerland erfolgen.

Regionale Lebensmittel statt problematische Importe
Seit dem Beschluss, das Gebiet «Grien» als Zwischenergebnis im Richtplan als Auenschutzpark vorzusehen, sind 16 Jahre vergangen. Seither hat sich viel verändert. Der Siedlungsdruck hat massiv zugenommen und die Biodiversitätsförderflächen und Naturschutzflächen haben sich ausgedehnt. Hinzu kommt die Ausscheidung der Gewässerräume und weitere Projekte im Rahmen der bestehenden Gesetzgebung. Der BVA erachtet es alles andere als ökologisch, wenn 10 ha beste landwirtschaftliche Böden nicht mehr für die Ernährungssicherheit dienen können und im Gegenzug weniger nachhaltige Produkte importiert werden müssen. Während wir rund 45 % der Nahrungsmittel importieren, beträgt der konsumbedingte Umweltabdruck für diese Importprodukte 75 %. Die Importe sind somit nachweislich weniger ökologisch. Dabei wird nicht einmal berücksichtigt, dass wir indirekt den armen Ländern das Essen wegnehmen, was alles andere als sozial ist.

UNO will Nahrungsmittelproduktion verdoppeln
Ziel 2 der UNO-Nachhaltigkeitsziele heisst «Kein Hunger». Weltweit leiden Millionen von Menschen an Hunger oder Mangelernährung. Unterernährung betrifft fast 800 Millionen Menschen weltweit, wovon die meisten Frauen und Kinder sind. Die Agenda 2030 hat sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden 15 Jahren Hunger und alle Formen von Unterernährung auf der Welt zu beenden. Angesichts der weltweit rasch ansteigenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln müsste dazu die weltweite Lebensmittelproduktion Schätzungen zufolge bis 2050 mehr als verdoppelt werden. Es ist somit nicht nachhaltig, die ressourcenschonende Produktion von Nahrungsmitteln in der Schweiz herunterzufahren und im Gegenzug weniger nachhaltig produzierte Lebensmittel aus aller Welt zu importieren. Mit dem Getreide, welches auf 10 ha angebaut wird, können jährlich 1'500 Personen mit Brot versorgt werden.

Biodiversität bleibt wichtig
Den Aargauer Bauernfamilien ist eine hohe Biodiversität wichtig. Deshalb bewirtschaften sie rund 11'000 ha als Biodiversitätsförderflächen, wovon 8’500 ha die höchsten Qualitätsanforderungen des Bundes erfüllen. Das sind mehr als doppelt so viele Hektaren wie vor 10 Jahren. Bei 19 % oder fast jeder fünften Hektare Kulturland hat die Natur somit Vorrang. Hinzu kommen über 2’200 Hektaren Naturschutzflächen. Im Weiteren kombiniert die Landwirtschaft die Produktion von Nahrungsmitteln und die Biodiversität immer häufiger mit Einsaaten oder Streifen für Kleintiere.

Neophyten im Vormarsch
Zudem hat der BVA festgestellt, dass das Auenschutzgebiet teilweise voll von Neophyten ist. Diese schaden der Biodiversität und vermehren sich im Auenschutzpark ungehindert. Zuerst sollen deshalb die Prioritäten beim Erhalt der bestehenden Auenschutzgebiete liegen, bevor neue Flächen der Nahrungsmittelproduktion entzogen werden. Qualität vor Quantität ist dabei ein wichtiger Grundsatz. Fazit: Anstelle des Antrags des Regierungsrates, das Gebiet «Grien» im Richtplan als Auenschutzgebiet festzusetzen, sei es als Zwischenergebnis zu streichen und als Fruchtfolgeflächen der Ernährungssicherheit zu erhalten.

Ralf Bucher
Geschäftsführer BVA