Gewässerinitiative überzeugt nicht

9.02.2023

Die Umweltverbände haben heute ihre Gewässerinitiative mit 4'200 Unterschriften eingereicht. Angesichts des Bestandes von über 55'000 Mitgliedern sind das wenig. Die Gewässerinitiative scheint auch die Mitglieder der Umweltverbände nicht zu überzeugen.

In knapp einem Jahr haben die Aargauer Umweltverbände und grüne Jungparteien für ihre Gewässerinitiative nur gerade 4'200 Unterschriften gesammelt. Das erstaunt angesichts der grossen Mitgliederzahlen sehr. Allein der WWF Aargau hat 21'000 Mitglieder, Pro Natura ebenfalls über 20'000 und Birdlife Aargau 15'000. Das sind bereits über 55'000 Mitglieder. Vergleicht man die Zahlen mit der Initiative «Für Ernährungssicherheit», welche im 2014 eingereicht wurde, haben die rund 2'500 Mitglieder des Bauernverbandes Aargau innert weniger als einem halben Jahr fast 12'000 Unterschriften im Aargau gesammelt.

Initianten krebsen zurück
Die Initianten scheinen selber nicht mehr überzeugt zu sein von ihrer Initiative. Sie haben den Gegenwind gespürt, als sie gemerkt haben, dass die von ihnen geforderten 1'000 ha neue Feuchtgebiete auf besten Ackerböden zu liegen kämen, wie eine Karte des Kantons Aargau verdeutlicht. Neu reden die Umweltverbände von 500 ha im Wald und 500 ha im Kulturland. Der BVA erachtet die von den Umweltverbänden im Kanton Aargau lancierte Gewässerinitiative sowieso als unnötig. Das Anliegen einer Biodiversitätssteigerung kann nur gemeinsam gelöst werden, zusammen mit der Landwirtschaft. Sie ist Teil der Lösung und schon heute Hauptakteurin bei der Förderung der Biodiversität.

Bauernfamilien engagieren sich stark für Biodiversität
Die Umweltverbände wollen mit Ihrer Initiative aber Kanton und Gemeinden beauftragen, die Biodiversität zu stärken. Dies vor allem mit der Schaffung von Feuchtgebietsflächen. Was die Umweltverbände fordern, setzen die Bauernfamilien bereits seit Jahren um. So wurden von den Aargauer Bäuerinnen und Bauern in den letzten zehn Jahren jedes Jahr über 400 Hektaren qualitativ hochstehende, gut vernetzte Biodiversitätsförderflächen geschaffen. Die Fläche wurde damit auf über 8’500 Hektaren verdoppelt.

20 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist für die Natur reserviert
Alle Biodiversitätsförderflächen zusammen entsprechen mittlerweile über 11'500 Hektaren oder 20 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Entsprechend stieg auch der Kesslerindex, der die Biodiversität misst, im Landwirtschaftsgebiet an. Hingegen stagniert er im Siedlungsgebiet auf tiefem Niveau. Dort liegt am meisten Potential brach. Mehr Biodiversität dort würde den Siedlungsraum aufwerten, während eine Ausdehnung der Ökoflächen im Landwirtschaftsgebiet auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion geht.

Landwirtschaft bewegt sich weiter
Das heisst aber nicht, dass die Landwirtschaft stehen bleibt. Der Bund verpflichtet die Betriebe unabhängig von der Gewässerinitiative, auf 3.5 % der Ackerfläche zusätzliche Biodiversitätsförderflächen anzulegen. Hinzu kommen unzählige, bereits bestehende Bestimmungen wie etwa die Ausscheidung der Gewässerräume, die Offenlegungspflicht bei eingedolten Bächen, die Revitalisierungsplanung der Gewässer oder diverse Natur- und Landschaftsschutzprojekte. All diese Massnahmen fördern die Biodiversität und schränken die Nahrungsmittelproduktion ein.

Steigende Nahrungsmittelnachfrage
Durch die Einschränkung der nachhaltig produzierenden Landwirtschaft in der Schweiz werden die Importe von weniger nachhaltigen Nahrungsmitteln aus dem Ausland gefördert. Dort besteht sogar die Gefahr, dass bestehende Moore trocken gelegt oder Regenwald abgeholzt wird. Laut UNO müsste die weltweite Lebensmittelproduktion bis 2050 verdoppelt werden, damit der Hunger nachhaltig bekämpft und die wachsende Bevölkerung ernährt werden kann. Das braucht entsprechende Flächen.

Für Nachhaltigkeit kontraproduktiv
Der BVA erachtet die vielen bestehenden Bestimmungen als genügend, um die Biodiversität weiter zu steigern. Sollte diese Steigerung auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion gehen, ist dies für die gesamte Nachhaltigkeit kontraproduktiv. Die Initiative zielt auf die Ausscheidung von Flächen via Richtplan von oben herab, während der BVA auf den bewährten Ansatz der Freiwilligkeit setzt.

Ralf Bucher
Geschäftsführer