Die Aargauer Pferdemenschen freuen sich auf die grosse Show am 2. September an der ALA23 mit vielen Disziplinen und Pferderassen. Links Sanja Leuenberger vom OK Pferdenacht.

Mit dem 100-Meter-Treck quer durch den Aargau

19.05.2023

Die Pferdenacht am 2. September ist einer der Höhepunkte der ALA23. Die Aargauer Rösseler bereiten sich bereits jetzt auf den spektakulären Show-Abend und einen Pferdetreck durch den Kanton vor.

Popcorn aus der Gulaschkanone? «Es funktioniert», versichert Sanja Leuenberger und strahlt voller Vorfreude. Die Produktion wird ihr Ehemann Hansjakob Leuenberger an der ALA23, der grossen Ausstellung der Aargauer Landwirtschaft, diesen Sommer in Lenzburg ausführen. Er fährt an der Pferdenacht mit zwei Pferden und dem antiken Armeegerät vor und gibt dem Publikum Popcorn aus.

Die Pferdenacht ist ein grosses Ereignis in der Welter der Rösseler, mit Beteilung der Aargauer Zuchtgenossenschaften Bremgarten, Aargau und Rothrist. Der Aargau ist der viertgrösste Pferdekanton der Schweiz, viele der Equiden leben auf Landwirtschaftsbetrieben. An der ALA sind sie dabei mit Vorführungen von Arbeitspferden, Fohlenschauen und der Pferdenacht mit Countryabend.

Rasante Show-Vorführungen
Tierarzt Hansjakob Leuenberger ist Präsident der Aargauer Freibergerzüchter, Sanja ist Trail-Instruktorin und arbeitet im OK der Pferdenacht. Während sie begeistert von den Schaunummern erzählt – Barrel Races, ein wildes Rennen um Fässer, eine Vierspännerquadrille, ein Überfall auf die Postkutsche, hochblütige Sportpferde und vieles mehr – reitet ein Cowboy mit Schweizerfahne auf dem Gelände der Tierklinik 24 in Staffelbach vor, dem Arbeitsplatz und Wohnort von Leuenbergers. Eine Dressureiterin folgt, eine weitere Westernreiterin, schliesslich hat sich ein Team mit sechs Pferden aufgestellt. Hufe und Stiefel glänzen. Sie üben für eine Shownummer an der Pferdenacht.

Fohlen Nela macht Faxen
In einem anderen Teil des Kantons will derweilen Nela spielen. Patrick nicht. Freundlich, aber bestimmt schickt er das zwei Monate alte Fohlen einen Schritt zurück. Nela ist süss, aber bereits über einen Zentner schwer. Menschen anrempeln liegt nicht drin, das muss sie von Klein auf wissen. Dann halt nicht – die kleine Stute visiert das nächste Ziel an, Patrick Böllers Schuh: Schwupps, hat sie den Schuhbändel gelöst. Danach verabschiedet sich Nela in flottem Galopp zu ihren vierbeinigen Spielgefährten.

Vier Fohlen und ihre Mütter weiden vor dem Hof Fürberg in Wölflinswil, insgesamt betreut Familie Böller 25 Pferde. Sie züchten Freiberger und bilden die Jungtiere im Reiten und Fahren aus. Patrick Böller kommentiert schmunzelnd den rasanten Abgang der temperamentvollen Nela: «Die wird Faxen machen an der Fohlenschau.» Dort wird sie von Experten nach Körperbau, Gängen und Ausdruck punktiert und bekommt einen Ausweis. Die besondere Kulisse der ALA gibt es dafür nur alle zehn Jahre. Auch die Warmblutpferdezuchtgenossenschaft Bremgarten und der Zuchtverband für Angloaraber und Araberkreuzungen zeigen dort ihre Tiere.

180 Kilometer quer durch den Aargau
Die Fohlen und ihre Mütter werden mit dem Pferdetransporter vorfahren. Patrick Böller und andere Rösseler hingegen reisen zu Fuss nach Lenzburg: Eine Truppe aus Pferden am Wagen und unter dem Sattel marschiert 180 Kilometer in fünf Tagen quer durch den Aargau. Möglichst abseits von Hauptstrassen, denn dieser Treck wird gut hundert Meter lang sein und soll den Verkehr nicht mehr als nötig behindern. Die Reisegruppe will ja nicht für Ärger sorgen, sondern Werbung machen für ihre ausdauernden Pferde und die ALA23.

Auch von der Staffelbacher Showtruppe schliessen sich die meisten dem Treck an. Ihre Pferde sind fit, Vorbereitung auf die grosse Reise braucht es dennoch. «Ausritte und Ausfahrten werden jetzt fortlaufend etwas länger», erzählt Patrick Böller. Aber mit seinen Freibergern sei die Tour gut zu machen, «die haben das Arbeitsgen drin.» Er hat Erfahrung: Vor einem Jahr leitete er schon den Aargauer Pferdetreck von Aarau nach Saignelégiers, wo der Aargau Gastkanton am jurassischen Pferdefest Marché Concours war.

Text und Bild: Ruth Aerni. Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Medienpartnerschaft mit der BauernZeitung.