Bruno Wirth, Andreas Distel, David Brugger, Matija Nuic, Franziska Herren, Roger Gündel und Otto Daniel (vlnr)

Pflanzenschutzmittel: Auch Biobetriebe von Initiative betroffen

12.01.2018

Unter dem provokativen Titel: „Pestizide – Fluch oder Segen?“ führte am Donnerstagabend das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg, der Verein Aargauer Meisterlandwirte und der BVA den traditionellen und wiederum sehr gut besuchten Agrarpolitikabend auf der Liebegg durch. Provokativ war dann auch das Referat von Franziska Herren, die Initiantin der umstrittenen "Initiative für sauberes Trinkwasser".

Die Pflanzenschutzmittel (PSM), in der Presse gerne "Pestizide" genannt, stehen momentan massiv in der Kritik. Wenn man den zahlreichen Berichten Glauben schenkt, so sind sie für die steigenden Gesundheitskosten, die schwindende Biodiversität und für das Insektensterben verantwortlich.  Da ist es naheliegend den Einsatz dieser Stoffe zu verbieten, was beispielsweise Franziska Herren mit der "Initiative für sauberes Trinkwasser" fordert.  Der Agrarpolitikabend ging der Frage nach, was die Konsequenzen der Initiative für die Schweizer Konsumenten und die Bauernfamilien bedeuten würde und weshalb die Landwirte überhaupt noch Pflanzenschutzmittel verwenden würden, bei all den genannten Gefahren?

Hohe Hürden für Zulassung von PSM
Zuerst erläuterte aber Otto Daniel von der Agroscope als Koordinator der Pflanzenschutzmittelprüfungen, dass die Hürden für eine Zulassung eines Pflanzenschutzmittels sehr hoch sind. David Brugger vom SBV und Andi Distel vom Pflanzenschutzdienst an der Liebegg erläuterten, was mit dem Aktionsplan Pflanzenschutz alles unternommen werden soll, um die negativen Auswirkungen der PSM auf ein Minimum zu reduzieren. Die Initiative ziele auf das Trinkwasser, wobei eher die Oberflächengewässer das Problem seien. Zudem sei der Einsatz beispielsweise beim Glyphosat ganz anders als im Ausland, wo das Mittel grossflächig kurz vor der Ernte auf das Getreide gespritzt werde. In der Schweiz ist solch ein Einsatz verboten.

Konsument steuert, was produziert wird
Matija Nuic vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten wies darauf hin, dass die Konsumenten am Ladentisch steuern, was produziert wird und dass die Konsumenten mit dem Auge kaufen würden. Die Menge in der geforderten Qualität könne nur mit dem Einsatz von PSM erreicht werden. Wenn diese verboten würden, müsste mehr importiert werden und damit würden die Umweltprobleme einfach ins Ausland verlagert.

Auch Biobetriebe betroffen
Franziska Herren liess sich in der von Lukas Gautschi geführten  Diskussion aber nicht beirren und behauptete weiter, dass es auch ohne Pestizide möglich sei und verwies auf die Chancen der Schweizer Landwirtschaft. Bruno Wirth, Landwirt aus Olsberg erklärte anhand seines Biobetriebes, was er alles nicht mehr anbauen könnte, da das Ausfallrisiko einfach zu hoch wäre. Betroffen seien insbesondere die Spezialkulturen wie Obst und Reben. Er wies darauf hin, dass auch er als Biobetrieb Pflanzenschutzmittel einsetze, die bei Annahme der Initiative verboten würden.

Bewusster umgehen
Alois Huber, Präsident des BVA, erklärte in seinem Schlusswort, dass die bevorstehenden Initiativen mit indirekten Verboten von Pflanzenschutzmitteln zusammen mit der ganzen Branche bekämpft werden. Wichtig sei jetzt vor allem, dass die Diskussion sachlich geführt werden kann und allen bewusst wird, dass ein nachhaltiger Umgang mit PSM besser ist, als ein Direktzahlungsverbot für Betriebe, welche PSM einsetzen würden.

Ralf Bucher
Geschäftsführer