Aktuelle Lage: Wort des Präsidenten

27.03.2020

Kaum jemand konnte sich anfangs Jahr vorstellen, was in diesem Jahr auf uns zukommt und die Schweiz, ja die ganze Welt, regelrecht durchschüttelt. Der Blickwinkel auf vieles, auch auf die Landwirtschaft, wird in Zukunft ein anderer sein.

Seit gut einem Monat hat das Coronavirus auch die Schweiz fest im Griff. Ich bin mir sicher, dass viele von uns, als in den Medien anfangs dieses Jahres über die Corona- Pandemie in China berichteten, nie erahnt haben, dass auch unser Leben durch den Virus total verändert wird. Nicht jede Einwohnerin oder jeder Einwohner in diesem Land ist von dieser aussergewöhnlichen Situation gleich betroffen. Viele mussten ihre Geschäfte schliessen und dürfen, wie auch ihre Angestellten, nicht mehr arbeiten. Die Erwerbstätigen in der Gesundheitsbranche und im Lebensmittelsektor müssen hingegen einen immensen Einsatz leisten. Noch härter für viele ist aber, dass man sich nicht mehr in Gruppen treffen darf. Gerade in dieser schwierigen Zeit würde ein Treffen unter Kollegen gut tun.

Auch wenn ich der globalen Digitalisierung nicht immer nur Gutes abgewinnen kann, ist sie in diesen Tagen ein wichtiges Instrument unserer Gesellschaft. Sie ermöglicht nicht nur das Homeoffice vieler Berufstätigen, sondern auch die Kommunikation untereinander auf privater Ebene.

Betrachte ich den Einfluss des Coronavirus auf unsere Landwirtschaft, stelle ich fest, dass es unsere Betriebe sehr unterschiedlich trifft. Bei den Tierhaltungsbetrieben verläuft der Berufsalltag fast im gleichen Rahmen wie vorher. Bei den Gemüse- und Beerenproduzenten wird die Rekrutierung von ausländischen Arbeitskräften in den nächsten Wochen eine grosse Herausforderung sein. Ob mit einheimischen Personen, welche durch das Coronavirus arbeitslos wurden, die Lücken geschlossen werden können, muss sich erst noch zeigen.

Sehr hart getroffen hat es die Marktfahrer, welche nun auf ihren Produkten sitzen bleiben, da die öffentlichen Märkte geschlossen wurden. Von der momentanen Situation profitieren die Hofläden fast durchwegs. Viele verzeichnen einen massiv höheren Umsatz in den letzten Wochen. Hier gilt es Mass zu halten und die strengen Hygienevorschriften anzuwenden. Es wäre überaus schade, wenn unsere geschätzten Hofläden aus Unachtsamkeit in Kritik geraten oder im schlimmsten Fall ein Öffnungsverbot verhängt würde.

Von vielen landwirtschaftlichen Kreisen wird durch die extremen Hamsterkäufe von Lebensmittel, eine Produktionssteigerung und einen Anstieg des Selbstversorgungsgrades gefordert. Auch wenn diese Forderungen absolut berechtigt sind, gilt es hier Vorsicht zu wahren. Wichtig ist es nun, die Situation in den nächsten Wochen gut zu beobachten und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denkbar schlecht wäre, wenn uns vorgeworfen würde, dass wir die Situation dieser extremen Kriese ausnützen würden. Auch wenn die verschiedenen Initiativen im Agrarbereich und die AP 22+ momentan kein Thema sind, werden sie zu gegebener Zeit wieder aktuell. Ich bin mir sicher, dass wir durch die Coronakrise die anstehenden Diskussionen und Entscheide zu Gunsten der einheimischen Landwirtschaft und den Konsumenten unserer Produkte bewirken können.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie vom Coronavirus verschont bleiben und die unsichere Zeit gut überstehen. Verlieren Sie nicht den Mut und glauben Sie an eine Zukunft, in welcher wir Landwirte und unsere Produkte wieder mehr geschätzt werden!

Herzliche Grüsse, bleiben Sie gesund!

Alois Huber
Präsident