Bienenfreundliche Landwirtschaft im Aargau auf Kurs

31.05.2017

Das Ressourcenprojekt „Bienenfreundliche Landwirtschaft im Aargau“ ist voll auf Kurs. Knapp 10 % der Aargauer Betriebe haben sich im ersten Jahr angemeldet und wurden bereits bezüglich Einfluss von Pflanzenschutzmitteleinsatz und Mähtechnik auf Bienen sensibilisiert. Die beiden Trägervereine der Imker und der Bauern setzen insbesondere auch auf Kommunikation.

„Wie können die für unsere Welt lebenswichtigen Nützlinge, die Bienen, gefördert werden?“, lautete die Frage, die sich eine Projektgruppe im Aargau vor rund drei Jahren stellte. Daraus entstanden ist ein Projekt zur nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen, das getragen wird vom Verband Aargauischer Bienenzüchtervereine (VAB) und dem Bauernverband Aargau (BVA). Fachlich gecoacht wurde das Projekt von der AGRIDEA und Agrofutura unter Einbezug von zahlreichen Expertinnen und Experten im Bereich Bienen und Landwirtschaft.

250 Anmeldungen im ersten Jahr
Nach einer Pilotphase im 2016 sowie diversen Informationsveranstaltungen konnte das Projekt im 2017 gestartet werden. Die Landwirte hatten im Februar die Möglichkeit, sich für das Projekt anzumelden. Und sie taten es erfreulich häufig. Mit 250 Anmeldungen wurde das Ziel für das erste Jahr bereits übertroffen. Im Februar 2018 und 2019 bestehen zwei weitere Zeitfenster zur Anmeldung. Auch wenn es für die Landwirtschaft komplexe Anforderungen stellt, zeigen sich die Bauern interessiert. Denn viele sind sich bewusst, wie wichtig die Bienen für die Landwirtschaft bezüglich Ertrag und Qualität der produzierten Nahrungsmitteln sind.

Gegenseitiges Verständnis fördern
Bereits fanden sieben Informationsanlässe zum Pflanzenschutzmitteleinsatz und drei gemeinsame Anlässe für Imker und Bauern zum Thema Schnitttechnik und Schnittzeitpunkt statt. Die Kommunikation und die Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen Imkern und Landwirten ist denn auch ein zentraler Punkt des Projektes und soll dafür sorgen, dass auch nach Ablauf im Jahr 2022 die Wirkung des Projekts anhält und die Bienen bestmöglich gefördert werden.

Ziel der Massnahmen verstehen
Die Einstiegshürden für das Projekt sind mit neun Grundmassnahmen und mindestens eine von zehn Einzelmassnahmen nicht zu unterschätzen und verlangen von den Bauern viel Zeit, sich mit der Wirkung der Massnahmen auseinander zu setzen. Die Landwirte sollen nicht einfach Massnahmen umsetzen, sondern auch wissen, was damit erreicht wird, lautet ein erklärtes Ziel des Projektteams. So soll beispielsweise klar werden, wie viele Bienenverluste man bei entsprechender Mähtechnik oder je nach Schnittzeitpunkt in Kauf nimmt und was man tun kann, um Bienenverluste zu minimieren. Weitere Grundmassnahmen sind etwa die Abdrift mindernde Applikationstechnik beim Pflanzenschutzmitteleinsatz, Verzicht auf Sklerotiniabehandlung im Raps, optimierter Pflanzenschutzmitteleinsatz bei Hochstammbäumen, eine minimale Anzahl Kleinstrukturen sowie verschiedene Weiterbildungen. Dafür erhält der Landwirt eine Entschädigung in Form einer Betriebspauschale von Fr. 400.- bis Fr. 1‘100.- pro Jahr.

Extra-Massnahmen für Wildbienen
Zusätzlich bekommt der Landwirt für umgesetzte Einzelmassnahmen einen Beitrag. So etwa, wenn er den Klee im Sommer in Natur- oder Kunstwiesen blühen lässt, gänzlich auf Pflanzenschutzmittel im Getreidebau verzichtet oder den Pflanzenschutzmitteleinsatz im Obstbau optimiert. Speziell für die Wildbienen sind Brachen mit höherem Blütenangebot, besonders viele Kleinstrukturen, Rebflächen mit natürlicher Artenvielfalt und offenem Boden sowie die Anlage von Sandhaufen konzipiert. Von den 580 Wildbienenarten sind viele auf solche Massnahmen angewiesen, um langfristig zu überleben.

Abgeltung für Landwirte und Imker
Total stehen Mittel im Umfang von rund 5.3 Mio. Franken zur Verfügung. Davon trägt der Bund knapp 80 % der Kosten, der Kanton hat einen Beitrag aus dem Swisslosfonds gesprochen, um die restlichen gut 20 % beizutragen. Nebst den Bauern bekommen auch die Imker Beiträge. Dann nämlich, wenn sie nach den Richtlinien des Qualitätssiegel von apisuisse   - dem Dachverband der schweizerischen Bienenzüchtervereine – produzieren. Das Siegel steht für eine überdurchschnittliche Honigqualität und die Imker verpflichten sich, ihre Imkerei regelmässig von geschulten Fachleuten überprüfen zu lassen. Von besonderer Bedeutung sind die artgerechte Bienenhaltung, die vorschriftsgemässe und rückstandsfreie Behandlung der Bienenkrankheiten sowie Hygiene und Sauberkeit bei Honigernte und -verarbeitung.

Die Vertreter der Trägerverbände betonten an einer Pressekonferenz in Remetschwil die Bedeutung der Bienen für die Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit generell. Mit dem Projekt soll im Aargau ein wichtiger Beitrag geleistet werden, um diese Bedeutung auch in Zukunft zu sichern.

Hier noch ein Veranstaltungshinweis:
Einladung zur spannenden Podiumsdiskussion rund um die Bienen am Naturama